Sa 21. August – J.S.Bach/Max Reger: Goldberg-Variationen für 2 Klaviere

Samstag, 21. August 2021, 18 und 20 Uhr
Großer Saal des Gemeindehauses Dahlem, Thielallee 1

Klavierduo Johannes Roloff / Ulrich Eckhardt
Johann Sebastian Bach, Goldberg-Variationen
Fassung für 2 Klaviere von J. Rheinberger und M. Reger

Die Gemeindeleitung empfiehlt Online-Anmeldung wie folgt: 
18 h
https://www.ekbo-termine.de/rueckmeldeformular471-397435
20 hhttps://www.ekbo-termine.de/rueckmeldeformular473-397436

Johannes Roloff und Ulrich Eckhardt spielen an zwei Steinway-Flügeln –
einer ist der legendäre Rubinstein-Flügel von 1949

Mehr über den Flügel finden Sie weiter unten auf dieser Seite.


Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Clavierübung IV: Aria mit 30 Veränderungen

BWV 988 (Erstdruck 1741)
„Goldberg-Variationen“
für zwei Klaviere bearbeitet von
Josef Rheinberger (1883) und Max Reger (1913)

Aria
Variatio 1. a 1 Clav.xa
Variatio 2. a 1 Clav.
Variatio 3. a 1 Clav. Canone all’ Unisono
Variatio 4. a 1 Clav.
Variatio 5. a 2 Clav.
Variatio 6. a 1 Clav. Canone alla Seconda
Variatio 7. a 2 Clav. („al tempo di Giga“)
Variatio 8. a 2 Clav.
Variatio 9. a 1 Clav. Canone alla Terza
Variatio 10. a 1 Clav. Fughetta
Variatio 11. a 2 Clav.
Variatio 12. a 1 Clav. Canone alla Quarta
Variatio 13. a 2 Clav.
Variatio 14. a 2 Clav.
Variatio 15. a 1 Clav. Andante Canone alla Quinta

Variatio 16. a 1 Clav. Ouverture
Variatio 17. a 2 Clav.
Variatio 18. a 1 Clav. Canone alla Sexta
Variatio 19. a 1 Clav.
Variatio 20. a 2 Clav.
Variatio 21. a 1 Clav. Canone alla Settima
Variatio 22. a 1 Clav. Alla breve
Variatio 23. a 2 Clav.
Variatio 24. a 1 Clav. Canone all’ Ottava
Variatio 25. a 2 Clav. Adagio
Variatio 26. a 2 Clav.
Variatio 27. a 2 Clav. Canone alla Nona
Variatio 28. a 2 Clav.
Variatio 29. a 2 Clav.
Variatio 30. a 1 Clav. Quodlibet
Aria da Capo


Im romantischen Geist

Josef Rheinberger schrieb im Mai 1883 als Vorwort zu seiner Bearbeitung der Goldberg-Variationen:

Zu dem Bedeutendsten, was Johann Sebastian Bach für Klavier geschrieben, zählen die „Goldbergschen Variationen“ – Aria mit 30 Veränderungen. Wenn dieses großartige Werk bis auf den heutigen Tag mehr nur theoretisch gewürdigt als gespielt wurde, so hat dies seinen triftigen Grund in dem Umstande, dass es für in Klavier mit zwei Manualen geschrieben ist – ein Instrument, das man längst nicht mehr kennt. Möge nun vorliegende  pietätvolle Bearbeitung für zwei Klaviere dazu dienen, Musiker und Musikfreunde mit diesem Schatze echter Hausmusik bekannt und vertraut zu machen.

Für Rheinberger, Vertreter des süddeutschen Katholizismus, war es ebenso wie für Schumann und Mendelssohn Bartholdy eine Herzenssache, den Kosmos Bach im romantischen Geist wiederzugewinnen – durch Aufführungen lange vernachlässigter oder vergessener Werke

Nach dem Stand der damaligen Klaviertechnik schien unvorstellbar, ob das für zwei Manuale komponierte Werk auf einem modernen Konzertflügel überhaupt spielbar sei – was viel später Glenn Gould triumphal widerlegte und heute zum pianistischen Allgemeingut zählt.

Erst 1904 lernte Max Reger, der auch ein brillanter Pianist war und in seinen letzten Lebensjahren stand, Rheinbergers Transkription für zwei Klaviere kennen im Konzertieren mit seinem Duopartner August Schmid-Lindner. Er hatte bereits reiche Erfahrungen mit zahlreichen klugen Übertragungen Bachscher Kompositionen vom Klavier auf die Orgel und umgekehrt. So war es für ihn 1913 eher selbstverständlich, Rheinbergers Bearbeitung, die er als unvollendet empfand, zu revidieren und durch dynamische Akzente zu bereichern. So entstand eine eigenständige Komposition, die den Zeitgeist der Hochromantik und den Glanz pianistischer Virtuosität jener Epoche mit den zeitlosen universellen Schöpfungen Bachs in Struktur und Affektion zusammenführt. Im Respekt vor dem Original schuf Max Reger ein eigenständiges Klavierwerk.


„Doch ist es nicht in erster Linie die konstruktive Durcharbeitung, was die «Gemüths-Ergetzung» der Zuhörerschaft auslösen dürfte, sondern die vielfältige und dramaturgisch effektsicher eingesetzte expressive Gestik. Es ist das Zusammenspiel von Form und Gehalt, das hier in so idealem Maß erreicht wird, dass das hörende Gemüt nicht mehr weiß, ob Bewunderung oder Rührung, ob Erheiterung oder Staunen, ob Ergriffenheit oder fragende Reflexion die adäquate Reaktion darstellt. In einer überlegen disponierten Ordnung versammelt das Werk viele überlieferte Muster und Gestalten zu einer lebendigen Einheit. Die Goldberg-Variationen geben „eine überzeugende Demonstration dessen, dass kunstvoller Bau und natürliche Anmut einander keineswegs ausschließen.“ (Christoph Wolff)

„… auch wenn die überlieferte Legende längst widerlegt ist, das Werk habe dem Gesandten Graf Kayserlinck in schlaflosen Nächten Nerventrost spenden sollen, passt die Geschichte dennoch. Der große Atem, den dieses Variationswerk hat, hebt ja gewissermaßen Zeit und Raum auf – man hat immer ein wenig das Gefühl, als ob hier in aller Seelenruhe das Dasein selbst von allen Seiten her betrachtet wird…“  (Jörg Königsdorf im Tagesspiegel vom 4. Juli 2010)


Der Rubinstein-Flügel

„Der Rubinsteinflügel ist charakterstark, er will gespielt und verstanden, gefordert werden, man spürt und hört, dass er eine lange Geschichte hinter sich hat und diese Charakterstärke war genau das, was wir brauchten… Seele – das ist wohl das richtige Wort.“

Vor 125 Jahren wurde Arthur Rubinstein geboren. Wo der legendäre Flügel des begnadeten Pianisten steht? Nach Jahrzehnten in einer Garage in Israel in der Auerspergstraße 11, bei Steinway in Linz.

Sein warmer Klang betört, kaum dass man die ersten Takte  gespielt hat. 95 Jahre zählt der Steinway-Konzertflügel, den Arthur Rubinstein einst 1949 selbst für die Israelische Philharmonie ausgewählt hatte.

„Der Flügel hat etwas, von dem wir gar nicht genau wissen, was es ist. Rational beurteilt ist es ein alter Flügel. Aber das Gehör reagiert emotional, auf seine Wärme, seinen außergewöhnlichen Charakter“, sagt Stefan Knüpfer, Cheftechniker beim Klavierhaus Steinway Austria in Wien, manchen aus der Dokumentation „Pianomania“ (2010) bekannt. Ihm ist es zu verdanken, dass Rubinsteins Flügel heute wieder klingt wie zu Lebzeiten des polnischen Pianisten und hingebungsvollen Chopin-Interpreten. In zweijähriger Restaurationsarbeit hat Knüpfer dem Klanggeheimnis des Instruments nachgespürt und es ihm schließlich zurückgegeben.

Was kein Leichtes war, denn wie das Instrument in seine Hände gelangte, ist fast so legendär wie der Flügel selbst. „Beim Internationalen Rubinstein-Klavierwettbewerb 1998 in Tel Aviv fand ich im Umfeld des Konzertsaals eine offene Garage, in der hochkant Flügel standen. Alle in sehr schlechtem Zustand und mit Moos bewachsen“, erzählt Knüpfer.

Den Flügel zu neuem Leben zu erwecken, war eine Herausforderung sondergleichen. „Die Tasten waren von Mäusen zerfressen, die Saiten verrostet.“ Doch einen Vorteil hatte der Garagen-Standort: „Der Resonanzboden war durch die Feuchtigkeit nicht gerissen.“ Da exakt jenes Steinway-Modell D von 1918 heute noch hergestellt wird, ließen sich zudem Teile neuer Flügel einbauen.

Zwei Jahre verhalf der Klaviertechniker dem Instrument zu neuem alten Klang, hörte dafür unzählige Aufnahmen mit Arthur Rubinstein. „Ich habe versucht, jene Einstellungen wiederherzustellen, die Rubinstein brauchte, um etwas so zu spielen, wie er es wollte.“ Auch heute wird der Flügel immer wieder als Maßstab für neue Instrumente herangezogen, die „wie der Rubinstein-Flügel klingen sollen“.

Ein Klang, dem viele Tastenkünstler verfallen sind: Der amerikanische Pianist Richard Goode bestand darauf, ihn bei einem Beethoven-Konzert in Budapest zu spielen. „Er verliebte sich in den Flügel.“ Wie Daniel Barenboim oder der Jazz-Pianist Brad Mehldau, der erst vergangenes Jahr im Wiener Konzerthaus auf ihm spielte. Nach wie vor kann der Flügel für Auftritte gemietet werden.