Ulrich Eckhardt im Gespräch auf Deutschlandfunk Kultur (2018)
27 Jahre lang hat er die Berliner Festspiele geleitet. Dabei hat sich Ulrich Eckhardt immer bemüht politisch zu denken. Etwas, das die Kultur heute viel zu wenig tut, findet er – weshalb sie eine Mitschuld trage an der aktuellen, gesellschaftlichen Krise.
Eigentlich wollte Ulrich Eckhardt sein drittes Leben als Musiker genießen. Angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Verwerfungen drängt es ihn aber zum öffentlichen Wort. Ulrich Eckhardt kann es nicht mit ansehen, wenn Kulturschaffende sich wie Brummkreisel um die eigene Achse drehen. Kultur dürfe sich nie selbst genug sein, mahnt der heute 84jährige Musiker und Jurist. Sie müsse sich vielmehr engagieren, Verantwortung übernehmen in der Gesellschaft und die Entwicklung einer Offenheit für das Andere, Fremde fördern.
Kulturarbeit darf sich nicht isolieren
Das sei in den vergangenen Jahren versäumt worden: „Kulturelle Arbeit ist im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu betrachten und darf sich nicht abheben und isolieren. Die derzeitige Tendenz, dass Kultur in sich selbst kreist, das ist eigentlich genau das Gegenteil dessen, was heute notwendig wäre. Notwendig wäre eine Handreichung kultureller Art und zwar alle Sparten und alle Künste ergreifend, diejenigen anzusprechen, die sich zurückgesetzt fühlen. Man muss sie ansprechen und entsprechende kulturelle Leistungen anbieten.“
Menschen zu einer differenzierten Wahrnehmung verhelfen
Als Intendant der Berliner Festspiele, die er von 1973 bis 2000 leitete, verstand sich der Grand Seigneur des Kulturmanagements als „Ermöglicher“. Er schmiedete Bündnisse, knüpfte Netzwerke und organisierte Kooperationen. Er habe sich einer aufgeklärten Kulturpolitik verpflichtet gefühlt, sagte Eckhardt. Kultur- und Bildungspolitik könne Menschen zu einer differenzierten und kritischen Wahrnehmung motivieren. Kultur könne Menschen dabei helfen zu erkennen wie sie möglicherweise manipuliert werden: „Man muss große Anstrengungen unternehmen, um solche komplexen Angebote zu schaffen wie wir es damals gemacht haben.“
Ulrike Timm, Deutschlandfunk Kultur, 8. 10. 2018
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