Schönheit ist ein Abglanz der Wahrheit in Zeiten der Lüge

Anmerkungen zu Musikern

Claudio Abbado und Ulrich Eckhardt bei den Mosse-Lectures 2011 – Foto Niels Leiser

Claudio Abbado


Im Stadium der Reife hatte sich Claudio Abbado der Stadt Berlin verpflichtet – an einem historischen Wendepunkt. Nach reichen internationalen Erfahrungen fand er in der Berliner Philharmonie seine ideale Wirkungsstätte – den richtigen Ort für einen nachdenklichen Musiker. Die Verbindung zu Berlin erfüllte sich an der Schwelle zu einer neuen Epoche in der Geschichte der Stadt und der Nation. Begonnen hatte die Verbindung Abbados mit Berlin 25 Jahre zuvor, als er in der Reihe „RIAS stellt vor“ am 27. Oktober 1963 das damaligen RSO dirigierte. Herbert von Karajan besuchte das folgende Konzert am 18. August 1964, beobachtete den aufstrebenden jungen Maestro und lud ihn unverzüglich nach Salzburg zum Dirigat von Mahlers 2. Symphonie ein. Bei den Berliner Festwochen musizierte er seit 1974 regelmäßig mit dem Berliner Philharmonischen Orchester.

Berlin inspirierte ihn. Als Künstler mit historischem Bewußtsein fand Abbado in Berlin die Offenheit für Gegenwart und Zukunft in geschichtsträchtiger Umgebung und politischem Kontext. Hier, in harter Realität, wurde er angeregt durch die Synthese west-östlichen dialogischen Denkens – gewiß nicht ohne Folgen für Interpretation überlieferter Werke der abendländischen Musikgeschichte.

Das Pathos der Nüchternheit und die Strenge der Fragestellungen, die Zuhören verlangen, die Zuwendung aus Distanz und Respekt vor dem Anderen, vor dem Anderssein, die Genauigkeit in Phantasie und Wahrnehmung, die den Ort als Menschenwerkstatt kennzeichnen, die Lust auf das Neue, die der Ort verlangt – all dies entsprach dem Wesen und Wirken des Musikers und Zeitgenossen Claudio Abbado. Er war sich der Notwendigkeit bewußt, Musik zu aktualisieren, sich für die Gesellschaft und Gegenwart zu engagieren und als Künstler Zeichen der Humanität zu setzen – so sein Credo: „Die freie Entfaltung der schönen Künste ist nicht ein luxuriöses Resultat von gesellschaftlichem Reichtum, sondern umgekehrt: Die Kultiviertheit schafft erst den Reichtum.“

Leonard Bernstein


„Der lange Kampf für die Durchsetzung der Menschenrechte dauert noch an. Es ist heute wichtiger denn je, daß wir an diesem Kampf dort mitwirken, wo immer in der Welt diese Rechte verweigert werden. Ich wünsche mir sehr, daß dieses Konzert zu vielen anderen ähnlichen Aktionen für die Freiheit inspiriert.“ So schrieb mir Leonard Bernstein, nachdem wir das Engagement für die zwei Konzerte der 29. Berliner Festwochen mit Mahlers Neunter Symphonie und dem Berliner Philharmonischen Orchester am 4. und 5. Oktober 1979 besiegelt und vereinbart hatten, dass sie exklusiv und vollständig Amnesty International gewidmet sind.

 Seine Ankunft zu den Vorbereitungen eine Woche zuvor: Ein Sturmwind fuhr durchs Haus und fegte Gewohnheiten und eingeübte Rituale weg. Orchestermitglieder wie Organisatoren erlebten ein völlig verändertes auffrischendes Klima der Leichtigkeit und des Enthusiasmus in der Arbeit und im Umgang und mussten umdenken. Nur wer dabei war, kann ermessen, wie radikal anders sich die Proben gestalteten. Aus Erstaunen und Verblüffung wurde sehr rasch Begeisterung und Zuneigung; die Ausdehnung der Arbeitszeiten wurde ausnahmsweise aus Überzeugung akzeptiert.

Dietrich Fischer-Dieskau


Wie kein anderer hat Dietrich Fischer-Dieskau als Interpret Mu­sikgeschichte geschrieben und stilprägend gewirkt. Er ist der Protagonist des Geistigen in der Kunst. Er verkörpert die sinn­stiftende Einheit von Musik und Sprache. Seine Gedanken, Texte und Konzerte vermittelten die Erfahrung, wie Musik aus Sprache wächst, nicht erst jenseits der Sprache beginnt, daß Musik Sprache ist, ein geistig bestimmtes Medium, lebendig im Augen­blick ihres Entstehens. In der Auswahl der Programme, ihrer thematischen Zusammenhänge, kontrapunktischen Gegenüberstellun­gen und der Herstellung von Wechselbeziehungen, in der Partner­schaft mit Begleitern am Klavier oder mit Orchestern zeigte sich der hohe Anspruch an erlesene Qualität, die Sorgfalt und Behutsamkeit im Umgang mit dem Kunstwerk. Dies alles schlägt sich in mehr als 43 Jahrgängen der Berliner Festwochen nieder; denn dominierender Interpret der Festwochen-Konzerte war Die­trich Fischer-Dieskau von Anfang an. In manchen Jahren prägten seine Themen und Visionen, seine Interpretationsvorschläge und Ideen die Programme der Konzerte.

Dietrich Fischer-Dieskau ist ein anspruchsvoller Vertreter ei­ner neuen Ästhetik des Widerstandes gegen Tendenzen der Verfla­chung und des Abstiegs der Musik aus einer Kunst des Bewußt­seins und der Wahrnehmungsschärfe hinab ins Unverbindliche, Be­liebige und Austauschbare. Markt und Menge waren niemals Krite­rien in seiner Arbeit, die Tendenzen der Vermarktung und der Quantifizierung stets aus dem Wege ging. Er ließ sich vom Mu­sikbetrieb nicht vereinnahmen und hielt Distanz zur technischen Reproduktion von Musik. Damit ist Dietrich Fischer-Dieskau Vor­bild für Kollegen, Schüler in reicher Zahl, aber auch für Ver­mittler von Musik in Konzerten, Sendungen und Festspielen.

Marek Janowski


Sollte Marek Janowski je bezweifelt haben, ob Berlin der dauerhaft richtige Platz für seine künstlerische Mission sei, wären ihm die günstigen Auspizien zunächst verborgen geblieben.

Die Stadt versteht sich als Prüfstand; sie ist störrisch und anstrengend. Felix Mendelssohn Bartholdy wusste wohl aus leidvoller Erfahrung, warum er den „sauren Apfel“ beschrieb, der „doch gebissen sein muss“. Das Publikum wahrt hier erst einmal abwartende kritische Distanz, lässt sich aber durch ernsthafte Arbeitsleistung überzeugen und geht dann über zu rückhaltloser Begeisterungsfähigkeit, besonders wenn es den Wunsch nach dem Exzeptionellen und Glanzvollen erfüllt sieht.

Ein „getreuer Musikmeister“ oder „strenger Zuchtmeister“ zu sein, mag respektvoll klingen und gemeint sein, ist aber nicht alles, sondern nur ein Bestandteil des dirigentischen Profils. Und auch der Begriff eines exzellenten „Orchestererziehers“ deckt nicht ab, was den Rang des Kapellmeisters Marek Janowski ausmacht, so bedeutsam klug ausgestaltete Probenarbeit auch sein mag. Denn Orchester sind in ihrem Stand der Professionalität nicht zu belehren; zur höchsten Erfüllung ihres beruflichen Daseins können sie nur angeregt werden.

Ethos und Pathos prägen seine Arbeit ebenso wie das Bewusstsein, dass Sensitivität nicht ohne Genauigkeit zu erreichen ist. Seine langen  Pariser Jahre haben dem Dirigenten, der als Verkörperung deutscher Tradition gilt, insofern genau das eingegeben, was jetzt in Berlin schönste Früchte einer stilistisch weit ausgreifenden Interpretation trägt.

Mit beharrlicher Konsequenz und höchster Kompetenz, mit attraktiven Programmen und sorgfältiger Dramaturgie haben sich Marek Janowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin einen unverwechselbaren eigenen Platz im weiträumigen Panorama Berliner Orchesterkultur gesichert. Im Dialog untereinander und mit dem Publikum entstehen in den Konzerten tönende vielgestaltige Architekturen und brillante Klangfarben, die keinen Vergleich zu scheuen haben und das gesamte Erscheinungsbild der Musikstadt Berlin unaufhörlich bereichern. So soll es bleiben.

Herbert von Karajan


Schon im 8. September 1953 – im dritten Jahr ihres Bestehens – ein Jahr vor seiner Berufung zum Chefdirigenten des Berliner Philharmonischen Orchesters – gastierte Karajan als der von da an alljährlich attraktivste und treuste Star der Berliner Festwochen. Was damals begann, endete nach über 90 Auftritten im September 1988 mit dem absichtsvoll gewählten Requiem von Verdi. Faszinierend das weite Spektrum musikalischer Programme, die Karajan über 35 Jahre entfaltet hat: von Bach bis Messiaen, von Mozart zu Schostakowitsch, von Beethoven bis Schönberg, Ligeti und Nono Er lud die Besten als Solisten zum Fest: darunter Maria Callas, Glenn Gould, Walter Gieseking, Nathan Milstein.

Der späte Karajan verblüffte sein immer wieder aufs neue fasziniertes Publikum in immer ausverkauften Häusern durch die Sparsamkeit seiner Gestik und seine Körperbewegungen auf dem Podium. Er schien wie zu einem Denkmal seiner selbst geworden zu sein, nur durch seine schiere Gegenwart zu wirken. Alleine dass er da war und seine Arme hob, nur geringfügige Signale mit dem an der Spitze abgebrochenen Stäbchen an eine sich mächtig ins Zeug legende Truppe in Hochspannung musizierender Einzelkämpfer aussandte, hatte überwältigende Klangfülle bis hin zu explosiven Eruptionen zur Folge – ein Mirakel für viele.

Was bleibt? Berliner Ehrenbürger – Adresse der Stiftung: Herbert-von-Karajan-Straße 1 – im Südfoyer eine künstlerisch inadäquate Portraitbüste aus Goldbronze – vor allem die Philharmonie von Scharoun („Zirkus Karajani“) und der Kammermusiksaal von Wisniewski am seinerzeit umstrittenen Standort, dank Karajans entschiedener, beharrlicher Intervention realisiert – bleibende Spuren des Wirkens in der fremden Stadt. Auch die Stabilität der Institution, die jetzt in eine Stiftung überführt wurde, ist zu einem nicht geringen Anteil der umfangreichen medialen Erbschaft geschuldet.

Karajan und Bernstein


Aus Äußerungen in vertraulichen Gesprächen ist überliefert, dass Karajan den Weg seines Gegenspielers im symphonischen Hochgebirge – besonders im Mahler-Massiv – aufmerksam verfolgte. Beide – im Lebensalter zehn Jahre auseinander – waren sich einander nicht wie Freunde zugetan; aber sie respektierten sich gegenseitig ohne jegliche Animosität. Karajan war bewusst,was Bernstein hatte und ihm selbst versagt blieb: die rückhaltlose Empathie, die musikantische Direktheit, der robuste Zugriff und die zupackende Raubeinigkeit, verbunden mit intellektueller Brillanz und Formulierungskraft. Nach Konzerten verkroch sich Karajan mit seiner Entourage hinter spanischen Wänden – Bernstein ganz im Gegensatz suchte die Nähe aller Menschen und schien die ganze Welt umarmen zu wollen. An spiritueller Tiefe standen sie einander in ihren Interpretationen nicht nach; jedoch war der von Karajan gepflegte Schönklang nicht Bernsteins Sache – und wohl auch nicht kompatibel mit Mahlers Musik. Die eigenen ästhetischen Maximen sperrten sich gegen Mahlers Radikalität. Zwei Mentalitäten: salzburgisch-katholisch – amerikanisch-jüdisch – das mag im Kern zutreffen, ist wohl doch zu kurz gegriffen. Aus solcher Antinomie erwuchs indessen kein Neid, keine Eifersucht. Karajan wertete Bernstein als gleichrangig im Konzert wie in der medialen Ausstrahlung, sah sich mit ihm in einsamer Höhe als Weltstar.

Seiji Ozawa


1960: Herbert von Karajans alljährliches „Internationales Dirigentenpraktikum“ hatte begonnen. Als Schüler in Herbert Ahlendorfs Dirigierklasse hatte ich das Privileg, teilnehmen zu dürfen.

Gefasst ging der frisch aus Paris eingetroffene Musikstudent auf das Podest, blätterte erst gar nicht in der Partitur, rüstete sich zur „Freischütz“-Ouvertüre, straffte seinen grazilen Körper, der zu wachsen schien, atmete tief ein – und legte los. Wie ein Blitz schlug der Einsatz ein. Die Musiker, eben noch schlaff und verbiestert, riss er hoch, weg war alle Müdigkeit, sie mussten präzise einsetzen, ob sie wollten oder nicht. Auf einen Schlag hatte der kleine Japaner klargestellt, was er konnte. Jetzt war uns sein Name wichtig: Seiji Ozawa! Karajan sprang auf vor Verblüffung und Freude – endlich, nach all dem bemühten Mittelmaß, ein ebenbürtiger Musiker, der seinem Ideal eines modernen hochprofessionellen Kapellmeisters entsprach. Denn er erstrebte – im Zenit seiner dirigentischen Leistungskraft stehend – eine Symbiose musikalischer Durchdringung einer Partitur mit körperlicher Intelligenz des Interpreten. Er wollte einen möglichst perfekten Orchesterklang entwickeln, der den Anforderungen neuer Technik zur Vervielfältigung von Musik genügt.

Von nun an tat Karajan alles, um Ozawa Türen zu öffnen und Wege zu ebnen. Uns aber, die wir den Triumph Ozawas miterlebten, verließ erst einmal der Mut. Hatten wir mit Fleiß die Geometrie der Bewegungen und die Anatomie der Gestik eines Dirigenten vor dem Orchester erforscht, das Konzept des berühmten Pantomimen Etienne Decrouz und die aufsehenerregende Schrift „Zen und die Kunst des Bogenschießens“ studiert, kam nun ein Musiker aus der Heimat des Zen-Buddhismus, der das alles in sich trug und einfach anwenden konnte: die nahezu vollkommene Transformation musikalischer Energie in körperliche Aktion als Grundlage des Dirigierens, die Harmonie von Spannung und Entspannung, die Geburt der Bewegung aus der Atmung.

Kurt Sanderling


Nur Monate nach Amtsbeginn [als Chef des Berliner Sinfonie-Orchestes] verhärtete sich die Teilung der Welt durch den Bau einer Mauer aus Beton quer durch die Stadt und das Land. Gefeiert in England und den USA, blieb Sanderling aus politischen Gründen verwehrt, in West-Berlin die Philharmoniker zu dirigieren, wie es ihm zugestanden hätte. Erst am 17. und 18. September 1988 bei den Berliner Festwochen war es dann endlich so weit: Kurt Sanderling leitete eine denkwürdige Aufführung von Schostakowitschs 15. Symphonie, der letzten Symphonie einer optimistischen Tragödie, vier Jahre vor dem Tode geschrieben – nicht als Schlusspunkt, aber doch als Summe eines Lebens und des Leidens an den Verhältnissen, aber auch als ein Blick in die Zukunft. Noch ahnte niemand, was sich gut ein Jahr später als friedliche Revolution und Implosion der DDR ereignete. Seit 1989 wurde Kurt Sanderlings Präsenz in der Philharmonie zur Regel; er leitete auch ganz selbstverständlich das Festkonzert zur Feier der deutschen Vereinigung, weil ihn sein Lebenslauf dafür prädestinierte.

Eine scheinbar unpolitische Musikerexistenz mit ihrer Konzentration auf Musik, ihrer Hingabe an den Beruf als Orchesterleiter, ihrer Empathie gegenüber dem Publikum? Der Schein trügt: Arbeit an Schönheit und Maß ist niemals unpolitisch. Schönheit ist Widerstand und Auflehnung gegen Zerstörung, Gegenwehr in finsteren Zeiten von Menschenverachtung. Das Schöne stiftet Gemeinschaft, führt Menschen zusammen, statt sie gegeneinander zu hetzen. Schönheit ist ein Abglanz der Wahrheit in Zeiten der Lüge. Wer wie Kurt Sanderling so viel Leid, Schrecken, Verfolgung, Niedertracht und Unterdrückung erlebt und trotzdem Hoffnung und Zuversicht bewahrt hat, wird zum Verkünder einer bessere Welt. So bleibt uns sein Bild, sein Ethos und Charisma im Gedächtnis: in Gelassenheit dem Eros der Klänge nachhörend, alle oberflächlichen Effekte meidend, das Dirigieren als geistige Übung betrachtend. Mit einfachen, knappen, ruhigen, ermunternden Gesten, nicht mit herrischen Signalen steuerte er organisch die musikalischen Prozesse. Weisheit und Witz zeugten von seinem Verständnis für andere Menschen. Seine Ausstrahlung war auf liebenswerte Weise zwingend. Von ihm war zu lernen, wie Handwerk und Aura zusammengehören, wie wichtig sorgfältige Vorbereitung, sorgfältiges Partiturstudium, kluge Werkwahl und Probenökonomie sind. Er leitete die Musiker an, aufeinander zu hören, Augen und Ohren, Atem und Empfindungen zur Harmonie zu bringen. So verrichtete Kurt Sanderling in Demut seinen Dienst als Musiker und Zeitzeuge.

Aki Takase


Auch der Jazz ist Bühnenkunst, vitale Weltmusik ebenso wie körperliche Improvisations­kunst. Und doch führt er irrtümlich eine Randexistenz in der öffentlichen Beachtung und Förderung. Auch für den Kritikerpreis der Berliner Zeitung ist die Ehrung des seit 1987 in Berlin lebenden und geistig verwurzelten Weltstars Aki Takase eine seltene Novität.

In Osaka geboren, in Tokio als klassisch orientierte Pianistin ausgebildet, mit einer Vorliebe für Ravel, Debussy, Satie, Bartók und Bach, hatte Aki Takase ihren internationalen Durch­bruch als Jazz-Pianistin beim JazzFest Berlin im November 1981 mit „Song for hope“. Aus Einflüssen großer amerikanischer Jazzpianisten von Herbie Hancock bis Cecil Taylor sowie des europäischen Freejazz-Pianisten Alexander von Schlippenbach formte sie ihren eigenen Stil, der sich vor allem in formvollendeten Diskursen mit anderen Jazzmusikern wie Fred Frith, Rudi Marhall oder der Sängerin Maria Joao ausgeprägt hat. Auch John Cage läßt grü­ßen, wenn sie ihr Piano mit Spielwitz präpariert. Für Aki Takase ist ihre Körpermusik Aus­druck innerer Notwendigkeit ohne Kompromiß, Ausdruck aus Traditionen gewachsener Freiheit, expressiv und emotional ebenso wie in Klarheit geordnet. In Kombination von Vehemenz und Zartheit verknüpft sie die afro-amerikanische Bewegungsenergie der Jazzmusik mit asiatischer Klangsinnlichkeit. Sie selbst sagt, wenn sie spiele, sei sie ganz Natur. Wie könnte es anders sein, wenn man Aki Takase heißt, auf deutsch: Hoher Fluß im Herbst.

Ulrich Eckhardt, Auszüge aus: Erinnerungen an Claudio Abbado, Stiftung Berliner Philharmoniker, 2014 / Leonard Bernstein und die Berliner Philharmoniker, Magazin der Berliner Philharmoniker, Dezember 2017 / Grußwort zur Ausstellung der Gemälde von Dietrich Fischer-Dieskau in der Festspielgalerie 1993 / Herbert von Karajan – Kapellmeister, Stiftung Berliner Philharmoniker / Seiji Ozawa zum 70. Geburtstag, Berliner Morgenpost, 1. 9. 2005 / Festrede anlässlich des 80. Geburtstags von Kurt Sanderling, Konzerthaus Berlin 21. September 1992 / Laudatio auf Aki Takase zum Kritikerpreis der Berliner Zeitung, 1999